Berzdorfer See: Bauer am See, Information zur Weidehaltung

Mit dem Kälteeinbruch um die Jahreswende wurde es auch für die Weidetiere in der Offenlandschaft am Berzdorfer See zu kalt. Das Rote Höhenvieh und das Rauwollige Pommersche Landschaf sind zwar robuste alte Haustierrassen und trotzen schlechtem Wetter problemlos; limitierend ist aber der Zugang zu Wasser. Bei Frost können nur mit großem Aufwand Trinkstellen für die Tiere erhalten werden. Daher sind alle Tiere am 28.12.2015 in ihre Winterunterkunft auf dem Gut Krauscha umgezogen. Sobald es Temperatur und Vegetation wieder zulassen, werden die Tiere wieder auf die Weide kommen und ihre „Arbeit“ zur Erhaltung des Offenlandes fortsetzen.

Für Verwunderung haben die geknickten Bäume auf den Weiden gesorgt. Manche Besucher empfanden sie als unordentlich und fragten sich, warum sie nicht von den Flächen entfernt wurden. Das hat wichtige biologische Gründe. Bei den geknickten Bäumen handelt es sich um Pioniergehölze (meist Birken, Weiden, Robinien), die auch unter erschwerten Bedingungen wachsen. Zu ihren Eigenschaften gehört auch, dass sie nach einer Fällung wieder austreiben. Im Falle der Robinie verschlimmert sich sogar die Situation. Diese aus Nordamerika stammende Art bildet viele Wurzelausläufer und somit wachsen für einen gefällten Baum mehrere neue. Der Einsatz von Herbiziden kommt auf den biologisch bewirtschafteten Flächen nicht in Frage, da die Nebenwirkungen im Ökosystem zu großen Schäden führen. Zahlreiche Pflanzenarten würden verschwinden. Durch das Knicken der Bäume wird das Abfressen der nahrhaften Blätter und der Rinde ermöglicht, was weitere Ausläufer verhindert und den Baum schwächt. Andere Methoden sind das Ringeln vom Stamm und das Sägen eines Schwedenfeuers aus einem lang stehen gelassenen Baumstumpf. Bei allen Methoden ist das Ziel das Austrocknen der Wurzel. In den Folgejahren sterben die Pflanzen ab und werden dann von der Fläche entfernt oder zur Anlage von dichten Hecken verwendet.

Auch in Zukunft sollen selbstverständlich auf den Flächen Bäume und Gebüsche wachsen. Sie bilden wichtige Landschaftselemente, die für eine hohe Artenvielfalt sorgen. Das verstärkte Knicken im Jahr 2015 war durch die unterlassene Bewirtschaftung der Landwirtschaftsflächen in den Vorjahren notwendig geworden. Denn wenn alle Bäume weiter gewachsen wären, verlören die Wanderer die geschätzten Aussichten über den See zum Gebirge. Die erhaltenswerten seltenen Arten des Offenlandes fänden keine passenden Kinderstuben mehr. Mit dem Knicken der Robinien sorgen der Bauer am See, die Rinder und die Schafe gemeinsam für schöne Fernblicke und wertvolle Lebensräume.

Ab März finden wieder die monatlichen Naturführungen (immer am ersten Montag) statt. Interessierte melden sich bitte im Naturschutztierpark Görlitz an.

Brigitte Westphal
Presse NfGOL

Matthias Lütze
für die Mitarbeiter im Forschungsschwerpunkt Berzdorfer See