Förderpreis 2020

2. Preisverleihung 2021 anlässlich der 30.+31. Jahrestagung der NfGOL in Bad Muskau

Preisträger 2020 waren Herr Felix Maximilian Freienstein (Münster) und Herr Erik Wenger (Herrnhut)

Jurymitglieder:

Prof. Thomas Fartmann - Universität Osnabrück, Abteilung Biodiversität und Landschaftsökologie
Dipl. Ing. agr. Jana Dörnchen-Neumann - Hochschule Zittau/Görlitz, Fachgruppe Ökologie und Umweltschutz
Prof. Karsten Wesche - Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz, Internationales Hochschulinstitut Zittau
Prof. Willi Xylander - Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz
Dipl. Ing. Kerstin Brandt - Naturforschende Gesellschaft der Oberlausitz e.V.
Dr. Fritz Brozio - Naturforschende Gesellschaft der Oberlausitz e.V.


Felix Maximilian Freienstein: Economy and ecology in harmony: A carp pond landscape as a diversity hotspot for Odonata

Zusammenfassung

Aufgrund des drastischen Rückgangs natürlicher, aquatischer Habitate in den vergangenen Jahrzehnten nimmt die Bedeutung anthropogener Gewässer für den Biodiversitätsschutz zu. Es ist bekannt, dass traditionell bewirtschaftete Karpfenteiche hohe Relevanz für den Biodiversitätsschutz haben. Allerdings ist davon auszugehen, dass das regelmäßige Ablassen und Trockenliegen der Karpfenteiche zum Abfischen sowie hohe Fischbesatzdichten negative Auswirkungen auf die Biodiversität haben können. Es gibt jedoch bisher wenige empirische Studien über den Einfluss der Bewirtschaftung von Karpfenteichen auf deren Biodiversität.
In der vorliegenden Studie wurde der Einfluss der Habitatqualität und Bewirtschaftung auf die Libellengemeinschaften in einem extensiv bewirtschafteten Karpfenteichkomplex in der Oberlausitz untersucht. Die untersuchten Gewässer umfassten bewirtschaftete Karpfenteiche mit unterschiedlichen Besatzdichten und Gewässerstrukturen, ehemalige bewirtschaftete Karpfenteiche und neu angelegte Artenschutzgewässer.
In dem untersuchten Karpfenteichkomplex konnte eine sehr hohe Libellendiversität nachgewiesen werden, welche vor allem auf das kleinräumige Nebeneinander unterschiedlicher Bewirtschaftungsformen und Habitatstrukturen zurückzuführen ist. Eine hohe Strukturvielfalt der Gewässer sowie eine kurze Dauer der Trockenphase konnten als wichtigste Einflussfaktoren für das Vorkommen artenreicher Libellengemeinschaften ermittelt werden. Die Libellenzönosen der unterschiedlichen Gewässertypen unterschieden sich dabei in ihrer Artzusammensetzung. Aufgrund der hohen Austrocknungsempfindlichkeit einiger Libellenarten hatten perennierende Artenschutzgewässer eine besondere Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt im Untersuchungsgebiet. Jedoch konnten auch in den Karpfenteichen mit besonders langen Trockenphasen naturschutzfachlich relevante Libellenarten nachgewiesen werden. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen, dass eine traditionelle Karpfenteichbewirtschaftung einen Beitrag zum Erhalt der Libellendiversität in der
mitteleuropäischen Kulturlandschaft leisten kann. Auf Grundlage der Erkenntnisse dieser Studie werden Empfehlungen für eine biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung der Gewässer dargestellt. (Berichte der NfGOL, Bd. 28/2020, 3)

►Publikation Band 28

Felix Maximilian Freienstein
Dr. Christian Düker, Felix Maximilian Freienstein, Prof. Dr. Willi Xylander (v.l.n.r.) anlässlich der Preisverleihung am 2.10.2021

Erik Wenger: Die Lausche – Vulkanologie und Paläogeographie am höchsten Berg des Lausitzer Gebirges

Zusammenfassung

Für die Lausche, dem mit 792,6 m NN höchsten Berg des Lausitzer Gebirge, wurde Ende des 19. Jahrhunderts die erste geologische Kartierung vorgenommen. Über die Entstehung dieses tertiären Vulkans wurden anschließend über mehr als einhundert Jahre verschiedene Mutmaßungen angestellt, weiterführende Geländeuntersuchungen folgten allerdings nicht mehr. Um die Vulkanologie der Lausche zu entschlüsseln, wurde im Jahr 2014 eine umfassende geologische Detailkartierung durchgeführt. In deren Ergebnis ließ sich eine überaus komplexe vulkanologische Entwicklung des Berges nachweisen, die ausführlich in Wenger et al. (2017) vorgestellt wird. So wird die Lausche von zwei eigenständigen Vulkanen aufgebaut, die auf vier verschiedene Eruptionsphasen zurückgehen. Vor ca. 31 Ma entstand ein Maar-Diatrem, über dem ein Schlackenkegel aufgeschüttet wurde, in welchem abschließend ein tephritischer Lavasee aufstieg. Später eruptierte vor ca. 29 Ma Phonlithlava, die sich über dem Schlot zu einem Dom auftürmte. Die Geologie der Lausche erlaubt darüber hinaus Rückschlüsse über die paläogeographische Entwicklung des Lausitzer Gebirges. So dokumentieren Relikte eines an der Lausche vor ca. 55–50 Ma abgelagerten Granitschuttfächers für diese Zeit – entgegen dem heutigen Relief – eine tektonisch bedingte Tieflage des nordwestlichen Böhmischen Kreidebeckens gegenüber dem gehobenen Lausitzer Block. Weiterhin deutet das ausgesprochen geringe Erosionsniveau des Lausche-Vulkans auf dessen geologisch junge Reliefentwicklung hin, welche erst mit der neotektonischen Hebung des Lausitzer Gebirges vor ca. 1,2 Ma einsetzte. (Berichte der NfGOL, Bd. 30/2022, 173)

►Publikation Band 30

Erik Wenger
Jörg Büchner, Erik Wenger, Dr. Christian Düker (v.l.n.r.) anlässlich der Preisverleihung am 2.10.2021