Bericht der 29. Jahrestagung der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz 2019

„Naturforschung entlang der Lausitzer Neiße“

Am Sonnabend, den 23. März 2019, fand die 29. Jahrestagung der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz als gemeinsame Veranstaltung mit dem Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz im Humboldthaus in Görlitz statt. Wie in jedem Jahr konnte auch diese Tagung mit vielen (95) interessierten Teilnehmern durchgeführt werden.

Die Teilnehmer wurden zunächst vom Vorsitzenden der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz, Dr. Fritz Brozio, und dem Direktor des Museums, Professor Dr. Willi Xylander, begrüßt.
Die Würdigung der Verdienste des im Januar verstorbenen Gründers und Ehrenvorsitzenden der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz, Professor Dr. Wolfram Dunger, durch Dr. Fritz Brozio bildete den Auftakt der Veranstaltung.

Bis zum späten Nachmittag beschritten sechs Referenten aus den Fachbereichen Geologie, Botanik und Zoologie mit aufschlussreichen Fachbeiträgen das Tagungsthema. Diese gaben nicht nur aktuelle Einblicke in die Bestände von Fischfauna, Bibern und Wasservögeln entlang der Neiße, sondern informierten auch über besonders gefährdete Arten wie Wiesenknopf-Ameisenbläuling und Flussuferwolfspinne. Vorgestellt wurde auch ein von der Europäischen Union gefördertes Projekt, als dessen Ergebnis ein trinationaler Geopark in der Euroregion Neiße entstehen soll.

Zudem stand die geplante Jahresexkursion der Gesellschaft anlässlich des „GEO-Tages der Natur“, die in das Neißegebiet zwischen Rothenburg und Ober Neundorf führen wird, im Fokus. Sie bietet am 15. Juni 2019 vom frühen Morgen bis zum späten Abend mit zoologischen, botanischen und geologischen Erfassungen breite Beteiligungsmöglichkeiten. Neben Fang- und Bestimmungsmethoden stellen jeweilige Experten auch die Kriterien der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie vor, die auf europäischer Ebene die Grundlage im Arten- und Biotopschutz bildet.

Die feierliche Verleihung des erstmalig vergebenen Förderpreises der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz, der durch die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, den Lions-Club Görlitz und den Landrat Görlitz unterstützt und finanziert wurde, bildete zweifelsfrei den Höhepunkt der 29. Jahrestagung. Für die musikalische Begleitung sorgten drei Musiker der Musikschule „Johann Adam Hiller“ Görlitz. Professor Dr. Karsten Wesche stellte in seiner Laudatio den wissenschaftlichen Rahmen der besonderen Leistung der Preisträgerin Marlieb Dedek (Görlitz) mit ihrer Forschungsarbeit über die Ackerwildkrautflora der Oberlausitz dar.

Die Preisträgerin Marlieb Dedek (Görlitz) referierte im Anschluss die sich aus ihrer Arbeit mit dem Thema „Die Segetalflora der Oberlausitz im Wandel – heutige Situation im Vergleich zu historischen Daten von Max Militzer“ erhobenen Befunde: ein dramatischer Rückgang der Artenzahlen der Ackerwildkräuter um bis zu 80% konnte festgestellt werden. Dieser kritischen Situation in der stark landwirtschaftlich genutzten Oberlausitz stehen vergleichsweise nur wenige Naturschutzmaßnahmen gegenüber.

Wichtig erscheint daher der Wunsch, mit dem Fritz Brozio die 29. Jahrestagung beendete: Er hofft, dass das fachspezifische Wissen zukünftig grundlegender Berücksichtigung für Entscheidungen in Politik und Verwaltung (nicht nur) in der Oberlausitz findet.

Die nächste öffentliche Jahrestagung wird am 21.3.2020 in Tettau in der nordwestlichsten Ecke der Oberlausitz stattfinden.

Brigitte Westphal (Vorstandsmitglied, Presse, Redaktion NfGOL)